Allan Sekula
Middle Passage, Chapter 3 from Fish Story (1990 - 1993), 1990-1993
Fish Story ist das dritte Werk in einem Zyklus rund um die imaginäre und materielle Geographie in einer fortgeschrittenen, kapitalistischen Welt. Sketch for a Geography Lesson (1983) zeigt eine Beziehung zwischen dem Bildraum der deutschen Romantik und dem verräterischen Terrain des Kalten Krieges auf. Canadian Notes (1986) untersucht die Verbindung zwischen dem Bereich der mineralgewinnenden Industrie, der Architektur der Banken und der Ikonographie des bedruckten Geldes und zwischen einer Bank, die sich als Landschaft verhüllte, und einer Industrielandschaft, die sich als eine Bank verhüllte.
Mit der Verschiebung der statischen Landschaften hin zu den flüssigen Meeresflächen und mit der Destabilisierung der geopolitischen Weltbilanz Anfang des Jahres 1989 schien die Unsicherheit und Leidenschaft eines umfangreichen laufenden Werkes passend. Es wurden Orte aufgrund ihres sonderbaren und thematischen Charakters ausgewählt. Im Allgemeinen lag die Wahl einer Suche nach Zentren maritimer Macht aus der Gegenwart und der Vergangenheit sowie nach peripher gelegenen Gebieten, die oft einer alleinherrschenden Macht unterworfen waren, wie in Mexiko, oder nach Gebieten, die in der Vergangenheit zwischen größeren Mächten eingeschlossen waren, wie Korea und Polen, zugrunde.
Seit dem Beginn wird das Projekt sowohl als Ausstellung als auch als Buch mit „Kapiteln“, die in einer bestimmten Reihenfolge präsentiert werden, entwickelt. Die endgültige Reihenfolge der Kapitel und der Fotos in den Kapiteln ist sowohl in der Ausstellung als auch im Buch nahezu identisch. In der Ausstellung werden 105 Farbfotos in einer bestimmten Reihenfolge an mehreren Wänden in verschiedenen Räumen aufgehängt und wechseln sich mit 26 Texttafeln ab, die in verschiedenen Abständen zu den Fotos hängen. Aus grafischer Sicht sind die Texttafeln die schwarz-weißen fotografischen Begleiter der Farbfotos. Die räumliche Beziehung von Bild zu Bild, Bild zu Text und Text zu Text erhalten unweigerlich eine andere Form auf den Seiten eines Buches. Darüber hinaus ermöglicht das Buch die Hinzufügung eines anderen, parallelen Textes und wird dadurch zu einem ganz anderen Gegenstand …
Die Ausstellung Fish Story enthält ebenfalls zwei Diaprojektionen. Diese Projektionen sind nicht im Buch enthalten, obwohl die Prologe von beiden zusammengefügt wurden, um den Prolog des Buches zu bilden. Die Projektionen wurden als Einführung einer auffällig unterschiedlichen, zeitgebundenen und darstellenden Erfahrung im Vergleich zu jenen, die mit den Abbildungen und Texten an der Wand aufgerufen werden, entworfen. Jede Diaprojektion umfasst 80 Dias, die fortwährend, mit einer Pause von fünfzehn Sekunden, hintereinander in einem getrennten Diazimmer mit Titeln und einem Begleittext, der in einem Buch außerhalb des Zimmers verfügbar ist, gezeigt …
Allan Sekula